Speicher (3. OG)

Der Speicher gehört zu den strikt verbotenen Räumen des Internats, das bedeutet, dass hier immer wieder Schüler hinlaufen und in dem seltsamen Kram, der hier überall herumsteht, herumwühlen. Die unterschiedlichsten Sachen sind hier zu finden, von alten Schulbüchern bis zu seltsamen Geräten oder gar einem Klavier.

<-- Flur
Den ganzen Weg über hatte Stiles gesummt und Fee's Hand nicht losgelassen. Erst, als sie an der Tür, die zum Speicher führte ankamen, löste er den Griff schließlich und drehte den Kopf leicht, um zu hören, ob ihnen jemand gefolgt war - was jedoch zu seinem Glück nicht der Fall war. Zwar hatte er schon Einträge in seiner Akte, vonwegen er sei im Speicher, oder auch woanders, eingebrochen, was ihn recht wenig beeinflusste, doch Feeline wollte er wenn Möglich den Ärger ersparen. Er warf ihr noch einen kurzen, fast prüfenden Blick zu, ehe er den etwas staubigen Speicher betrat und ihr mit einer Geste der Hand bedeutete, ihm zu folgen. Und wie eigentlich schon immer standen hier alle möglichen Dinge rum, die alle mehr oder weniger interessant waren. Trotzdem, anstatt sich um den ganzen Kram zu kümmern unterdrückte Stiles erst einmal ein Niesen und blinzelte mehrmals heftig, bevor er leicht die Schultern kreisen ließ und sich währenddessen umsah. Dass es nicht der hellste Ort im Internat war war logisch, doch für ihn machte das schließlich kaum einen unterschied. "Warst du schonmal hier?" fragte er, ohne Feeline anzusehen. Sein Blick ruhte auf dem Klavier und er musterte die wenigen Kratzer, die er selbst aus Entfernung gut erkennen konnte.

<- Flur
Fee fand Stiles Summen beruhigend. Als er aufhörte und dann redete hörte sie zu. Nein, wo sind wir? Auf dem Speicher? fragte sie und blickte sich um. Hier stand jede Menge seltsamer Kram, doch es war dunkel. Sie guckte sich um, neben der Tür war ein Schalter, sie drückte ihn und an der Decke fing ein kleines Licht an zu flackern, es brachte nicht viel, aber irgendwie warf es ein angenehmes, fast romantisches licht in den Raum. Sie ging herum zwischen den seltsamsten Dingen. Sie guckte hier und dort hin, in einer Ecke war eine Couch, einige Matratzen, ein Sitzsack, ein alter Sessel und ein Tisch, das musste von Schülern so hingestellt worden sein. Sie hatte gerade mal einen Bruchteil des riesigen Raums gesehen, aber fand ihn schon jetzt wunderbar. Hier gab es bestimmt viel zu entdecken. Bist du oft hier? fragte sie und konnte sich vorstellen, dass Stiles sich in dieser ruhigen Gegend wohlfühlte.

Stiles blinzelte bei dem flackernden Licht erneut, sah kurz zu der Glühbirne an der Decke und richtete seinen Blick schließlich zurück auf Feeline, die sich währenddessen in dem riesigen Raum umsah. "Ja, das ist der Speicher." bestätigte er und machte noch eine kurze Geste mit der Hand, ein Grinsen konnte er sich dabei nicht verkneifen. Als Feeline fragte, ob er oft hier sei, zuckte er mit den Schultern, nickte jedoch anschließend. "Ja. Es ist... Ruhiger hier. Da dröhnt mir der Kopf nicht so." Er sog kurz die Luft ein, als würde ihn die plötzliche Stille schlagartig entspannen, wobei das nicht einmal gelogen war. Es war einfach ein herrlich stiller Ort, einfach weil hier kaum jemand war, noch dazu war es ein anderes Stockwerk. Zwar hörte er auch ab und an durch die Böden, doch diese waren deutlich dicker als die Wände. Er sah noch einen Herzschlag lang zu Feeline, ehe er sich einfach auf die alte Couch sinken ließ und den Kopf auf die Kopflehne fallen ließ. Beide Augen schloss er, dennoch musste er erneut grinsen. "Am liebsten würde ich hier einziehen, aber nein, ist ja verboten überhaupt hier zu sein." Das ihn das nicht davon abhielt, hier her zu kommen, war allerdings offensichtlich. Er legte einen Arm ebenfalls auf die Kopflehne, die braunen Augen weiterhin geschlossen, das Gehör jedoch auf vollen Empfang.

Fee lachte, dann beobachtete sie, wie Stiles sich auf das Sofa setzte. Fee ging zu der Couch herüber, bedacht darauf, so leise wie möglich aufzutreten. Dann setzte sie sich neben ihn und lehnte den Kopf gegen Stiles. Sie spürte seinen Arm im Nacken, immer noch auf der Lehne liegen. Wenn er jetzt diesen Arm um sie legen würde, würde sie dahinschmelzen. Feeline genoss den Moment, es war so schön ruhig. Sie spürte wie sich sein Oberkörper langsam hob und senkte, während er atmete und sie schloss die Augen.

Stiles konnte leise Schritte hören und schließlich spüren, wie ein leichtes Gewicht die Couch neben sich etwas einsinken ließ, dennoch ließ er die Augen einfach geschlossen und genoss Fee's Nähe. Einen Moment lang verharrte er einfach in der sitzenden Position, ehe er den Arm von der Lehne der Couch sinken ließ und die Blondine leicht an sich drückte. Natürlich konnte er ihren Herzschlag hören, sogar mehr als deutlich, immerhin war die Umgebung hier vergleichsweise still, trotzdem konzentrierte er sich weniger auf ihren Herzschlag und dafür mehr auf ihre Nähe, die ihm fast schon eine Gänsehaut verpasste. Weiterhin ohne ein Wort zu sagen öffnete er blinzelnd ein Auge, um Feeline anzusehen, die recht entspannt wirkte und die Augen geschlossen hielt. Und die Sache mit James war - bis auf wenige blaue Rippen und die gerötete Wange - schon fast vergessen. Leicht begann er, mit der Hand durch ihre blonden Haare zu fahren, ehe er leicht grinste und schließlich die Lippen auf ihren Kopf drückte. "Das war übrigens total süß, wie aufgeregt du vorhin warst." meinte er noch frech, aber keinesfalls um sie zu ärgern... Wobei, vielleicht ein bisschen.

Feelines Kopf kribbelte dort, wo Stiles ihn berührte. Sie öffnete die Augen erst, als Stiles einen blöden Kommentar machte. Dieses mal wollte sie etwas entgegnen, dass nicht peinlich war, also zögerte sie einen Moment ehe sie alles auf eine Karte setzte. Ich glaube du vergisst, dass ich genau weiß, was du gefühlt hast. Du warst wohl eher aufgeregt und verunsichert. meinte sie und beschrieb damit ihre eigenen Gefühle. Denn was Stiles gefühlt hatte wusste sie nicht, in dem Moment konnte sie wiedermal nicht unterscheiden welche Gefühle von wem waren. Aber jetzt achtete sie genau auf die Gefühle des Dunkelhaarigen.

Feeline's Zögern fiel Stiles minimal auf, allerdings interpretierte er nicht sonderlich viel ein und grinste sie weiterhin an - bis sie etwas entgegnete und er sich nahezu ertappt fühlte. Der Blick seiner überrascht wirkenden, dunklen Augen ruhte in ihren, als er den Mund öffnete, jedoch nur ein verdattertes "Äh..." herausbrachte, ehe er den Blick nach vorn richtete und auf den Boden starrte. Er wirkte nahezu nachdenklich, was er ja auch irgendwie war, während er fieberhaft nach einer Erklärung suchte. Was ein Mist aber auch, Feeline konnte seine Gefühle lesen, als wäre er ein offenes Buch. Na gut, fairerweise musste man sagen, dass auch er ihre Atmung und ihren Herzschlag deuten konnte. Trotzdem, momentan fiel es ihm schwer, die Gefühle zu unterdrücken. Es wurde ihm einfach noch einmal deutlich, dass das hier etwas anderes als seine vorherigen "Beziehungen" waren. Es war nicht einfach, dass er eine dumme Bemerkung machen konnte, wie er wollte. Er hätte nicht daran gedacht, mit Fee so zu flirten, wie er mit anderen Mädchen - die er manchmal nicht einmal ausstehen konnte - flirtete, um sie zu ärgern oder einfach um sich zu amüsieren. Bei Fee hätte er viel zu viel Angst, er könnte es vielleicht versauen. Wobei er damit nicht sagen wollte, dass er in ihrer Gegenwart schüchtern war, denn das stimme gleichzeitig auch nicht. "Ja nur weil du so verunsichert warst. Ich dachte erst du wolltest garnich', dass ich dich küsse. murmelte er also zur Antwort, bevor er eine Stiles-typische Bemerkung hinzufügte. "Aber wer würde das schon nicht wollen?" Das Grinsen konnte er sich beim besten Willen nicht verkneifen.

Feeline unterdrückte ein Kichern, scheinbar hatte sie richtig gelegen und jetzt wusste er nicht was er sagen sollte. Als er dann doch noch eine Erklärung lieferte, prustete sie los. Warum er nur dachte, dass sie nicht wollte? Vielleicht sollte sie ihm einfach zeigen was sie wollte... Nein, das war doch eher eine dumme Idee. Also ich dachte eigentlich du wärst ein Volltrottel, den will man doch normal nicht küssen oder? fragte sie frech, aber meinte es natürlich nicht böse. Sie griff nach seiner Hand (die, die sie nicht am Kopf streichelte) und verschränkte ihre Finger mit seinen. Sie blickte zu ihm hoch und näherte sich seinen Lippen, bis nur noch einige Millimeter zwischen ihnen lagen. Sie blickte fragend hoch, um sicherzugehen, dass auch er wirklich wollte, denn seine Gefühle waren jetzt sogar eine Mischung aus Verwirrung und Angst und dass es nur die ANgst war sie zu verletzen konnte sie ja nicht ahnen.

Gespielt beleidigt zuckte Stiles mit dem Mundwinkel, als Feeline anfing zu lachen. Anscheinend konnte sie ihn wirklich lesen wie ein offenes Buch. Gut, damit hätte er rechnen können, immerhin war er schon immer ein sehr gefühlsgesteuerter Mensch gewesen, was man alleine schon daran merkte, was er so anstellte - Dinge, über die er nicht nachdachte und die Leute mit einem gesunden Menschenverstand nicht tun würden. Trotzdem, schlecht war das ja nicht immer. "Ach denkst du so von mir?" gab er mit einem Zwinkern zurück und strich ihr mit dem Daumen leicht über den Handrücken, ehe er begann, leicht mit ihren Fingern zu spielen, wenn auch irgendwie unbewusst. Natürlich hatte er schon immer gewusst, dass er ein Vollidiot war und dass viele so über ihn dachten - denn er bekam nun einmal Dinge mit, die nicht für seine Ohren bestimmt waren. Aber es gab ja immer Ausnahmen. Als Feeline sich näherte und schließlich inne hielt, um ihn fast prüfend anzusehen, strahlte weiterhin ein freches Grinsen auf seinen Lippen und er sah sie fast herausfordernd an. Er konnte ihren Atem sanft auf seinen Lippen spüren, trotzdem regte er sich nicht und wartete ab, wie die Blondine reagieren würde. Die Irritation und Angst wichen inzwischen einer Belustigung und Selbstsicherheit, vermischt mit den Gefühlen, die ausdrückten, was er für Feeline spürte - und das waren nun wirklich eindeutige Gefühle, denn es war definitiv mehr als Freundschaft, was ja ziemlich positiv war.

Feeline spürte wie sich die Gefühle von Stiles änderten und kurz hatte sie Angst, dass sie das bewirkt hatte, aber dann sah sie sein Lächeln und war sich sicher dass ihre Berührung nicht Grund für den Gefühlsumschwang war - oder vielleicht doch, aber nicht auf diese Art. Sie überbrückte nun den letzten Abstand zwischen ihren und Stiles Lippen und küsste ihn, vorsichtig und abwartend, um ihn nicht zu bedrängen. Sie war sich zwar immer noch nicht sicher, ob er überhaupt etwas für sie empfand, aber das war ihr in diesem Moment egal. Tatsächlich konnte sie Liebe nicht fühlen, wenn jemand sie liebte, bei anderen war das kein Problem, aber wenn es um sie ging, konnte sie das nicht wahrnehmen. Sie öffnete die Augen, die sie für den Kuss geschlossen hatte wieder und wartete, wie er reagieren würde. Aber ihr Gesicht war immer noch nur wenige Zentimeter von seinem entfernt.

Stiles schloss die Augen, als er Feeline's Lippen auf seinen spüren konnte. Und ebenso spürte er, wie vorsichtig der Kuss war. Anscheinend war sich Feeline nicht sicher, wie sie seine Gefühle deuten sollte, oder seine Gefühle waren einfach nicht eindeutig. Wahrscheinlich. Bei seinen zerstreuten Gedanken ja auch kein Wunder. Er fing wieder an, leicht mit ihren Fingern zu spielen, ehe er die andere Hand in ihren Nacken legte und sie so zu sich zog, während er sich etwas zurück lehnte. Der Kuss war intensiver als der erste und er hielt die Augen die ganze Zeit über geschlossen, weshalb er nicht mitbekam, wie Feeline ihn ansah. Seine Hand glitt von ihrem Nacken auf ihre Hüfte und er hielt sie weiterhin fest, den Kuss nach wie vor erwidernd, wenn auch etwas leidenschaftlicher. Und dass der Kuss im Flur Fee's erster gewesen war, ahnte er nicht. Wieso auch? Seiner Meinung nach war es ein wunder, dass sie überhaupt etwas für ihm empfand - wenn es denn so war. Ihrem Herzschlag zu urteilen war es jedenfalls so, doch irren konnte er sich immer. Was also hatte die hübsche Blondine dazu gebracht, einen Volltrottel wie ihn zu mögen? Er würde es wohl nie verstehen.

Feeline leistete keinen Widerstand, als Stiles sie zu ihm zog. Sie erwiderte den Kuss nun, dieses mal weniger vorsichtg, sondern leidenschaftlicher. Intensive Gefühle durchströmten sie, sie konnte zunächst nicht unterscheiden, welche von wem waren, dann fühlte sie Verständnislosigkeit und Verwunderung. Sie hielt inne und unterbrach den Kuss. Fee spielte mit Stiles Fingern und blickte ihn gequält an. Was ist los? fragte sie. Noch nie hatte sie ihre Fähigkeit so sehr verflucht wie jetzt, jedes Gefühl, dass nicht in die Situation passte verunsicherte sie.

Als Feeline den Kuss unterbrach, öffnete Stiles die dunklen Augen und blickte in ihre, nicht ganz entspannt wirkenden Augen. Er legte leicht den Kopf schief, blinzelte und lauschte dann ihren Worten. Klar, seine Verwunderung darüber, dass sie sich mit ihm abgab. Sein Herzschlag wurde etwas schneller, jedoch wusste er nicht, ob Feeline es spüren konnte oder nicht - und achtete auch kaum darauf, sondern konzentrierte sich mehr auf sie und darauf, was er antworten wollte. Die Wahrheit vielleicht? Verdient hatte sie es, doch was, wenn er ihr damit die Augen öffnete und sie sich danach selbst nicht sicher war, ob sie überhaupt etwas für ihn empfand? Er seufzte leicht, blieb noch einen Herzschlag lang stumm und zuckte schließlich mit den Schultern, sein Blick glitt an ihr vorbei. Verunsichert hob er die Hand, mit der er nicht ihre hielt, und fuhr sich erneut durch die dunklen Haare. Warum er sich das angewohnt hatte, konnte er nicht sagen. "Ich frag mich nur, warum du etwas mit jemandem wie mir zutun haben willst." Gut, er war selbstbewusst wie was, trotzdem wollte es in seinem Kopf nicht so ganz passen. Er wusste, dass hübsche Mädchen dazu tendierten, sich an Jungs zu schmeißen, die sich benahmen wie die größten Ärsche - womit Stiles nicht sagen wollte, dass er immer nett und freundlich war - trotzdem, es wunderte ihn etwas. Zwar schätzte er nicht, dass Feeline irgendeine Zicke war, doch erlauben könnte sie es sich allemal. Seine Hand ruhte weiterhin in seinem Haar, sein Blick huschte jedoch zurück zu ihren Augen.

Feeline schluckte bei seinen Worten, das würde bestimmt wieder peinlich werden. Sie wusste ja selbst nicht warum sie so auf ihn stand, himmelherrgottnochmal sie wusste eigentlich nur, dass sie sich verdammt von dem Dunkelhaarigen angezogen fühlte. Also... willst du jetzt eine lange ausführliche Erklärung von allem, was an dir so attraktiv, süß, heiß und verdammt anziehend ist? Oder die Liste an Sachen, die eigentlich aussagen, dass du jemand besseren als mich haben könntest. Das ist nämlich für mich echt ein Rätsel, aber vielleicht machst du das extra... Sie seufzte, sie verstand wirklich nicht, warum Stiles sie nicht von Anfang an total ignoriert hatte... aber das lag vielleicht auch an den schlechten Erfahrungen, die sie bisher gemacht hatte. Bei der Erinnerung daran legte sich ein dunkler Schatten über Fees Augen. Sicherlich würde kaum jemand diesen Schatten bemerken, man musste tief in ihre Augen sehen, um ihn zu bemerken und Fees Augen waren nun auf den Tisch gerichtet.

Stiles legte bei ihrer Erklärung leicht den Kopf schief. Der erste Teil brachte ihn fast schon zum Grinsen, als Feeline sich dann aber die selbe Frage stellte, die er sich gestellt hatte, wich das Grinsen wieder von seinen Lippen. Jemand besseren? Wie meinte sie das? "Fee..." begann er und legte nun beide Hände auf ihre schmale Hand. "Jemand besseren? Ich könnte mir niemanden vorstellen, ehrlich. Die meisten drehen doch schon nach einer Stunde mit mir im selben Raum durch. Und du... Du bist einfach perfekt." Er lächelte leicht und schüttelte leicht den Kopf, um seine Aussage zu betonen. Leicht blinzelte er, als die Glühbirne an der Decke wieder begann, leicht zu flackern, und ihn somit ablenkte und aus dem Konzept riss. Er hob eine Hand, strich ihr eine Strähne ihres blonden Haares aus dem Gesicht und ließ die Luft aus der Nase entweichen. "Eigentlich müssten sie dir in Horden nachlaufen, echt." murmelte er noch und sah sie weiterhin an. "Aber die erste ausführliche Erklärung hätte ich schon ganz gerne." Man konnte ihm anhören, dass er versuchte, Feeline aufzumuntern - immerhin konnte er es ganz und garnicht leiden, wenn sie traurig wirkte. Was momentan der Fall war, und er wusste nicht einmal, warum. Vielleicht lag es ja an einem Ex? Irgendwie hatte er es im Gefühl.

Fee lächelte schief und das brennende Gefühl, dass in ihre Augen gestiegen war, verschwand wieder. Also fangen wir mal so an, wie es jeder könnte. Du bist echt süß, also von dieser Nerdbrille zu deiner blauen Mütze, das ist verdammt... wow.... und wenn du dir so durch die Haare fährst, durch diese wuscheligen Haare, dann sieht das einfach sexy aus! Dann ist dein ganzes Gesicht irgendwie hüsch... keine Ahnung, und wenn du so eine Augenbraue hochziehst sieht das auch echt heiß aus. Und auch sonst hast du ne gute Figur. Jetzt mal dein Verhalten: Du bist intelligent, hast immer gute Laune, sagst deine Meinung, bist ehrlich sie stockte kurz, sie wusste immer noch nicht hundertprozentig, ob er alles ernst meinte, aber eigentlich wollte sie ihm vertrauen Du gibst anderen Halt, kannst verzeihen und man kann mit dir immer Spaß haben. Das einzige, was an dir nicht attraktiv und heiß ist, ist die Tatsache, dass du manchmal etwas hyperaktiv bist, aber das ist auch ehrlich gesagt etwas süß... Ich denke die Mädchen laufen dir zu hunderten hinterher, alles andere wäre mehr als seltsam. Und dein selbstbewusstes Auftreten bestätigt das, du hattest schon einige Mädchen, nicht? Sie blickte ihn prüfend an. Ja, er hatte doch einige Eigenschaften, die ihr bekannt waren, aber andere hatte Stiles nicht, bisher zumindest wusste sie nichts davon.

Als Feeline tatsächlich anfing, ihm zu erklären, was sie an ihm anziehend und attraktiv fand, senkte er mit einem breiten Grinsen den Blick und schüttelte ab und an den Kopf. Nur sein temporäres ADHS, das er manchmal entwickelte, schien sie zu bemängeln - wobei bemängeln nicht das richtige Wort war, denn selbst das schien sie nicht grundlegend zu nerven. Lediglich auf ihre letzte Frage hin hob er leicht den Kopf und sah ihr in die Augen. War es das, was sie verunsicherte? Dass er es nicht ernst meinte, weil er schon so viele Mädchen hatte? Na gut, es waren nicht hunderte gewesen, das wäre schwachsinnig, jedoch hatte er schon einige Freundinnen oder Flirts gehabt. Er entgegnete ihren fast prüfenden Blick und legte anschließend erneut leicht den Kopf schief. "Ein paar." meinte er einfach und kniff anschließend minimal die Augen zusammen. "Aber du hattest doch sicher auch schon ein paar Freunde, mhm?" Man merkte ihm an, dass er nicht eifersüchtig oder so war, er wollte es einfach aus reinem Interesse wissen.

Fee verstand nur zu gut, was "ein paar" bedeutete, es waren sicher schon relativ viele gewesen. Bei Stiles Frage biss sie auf ihre Unterlippe. Spürte sie Eifersucht? War Stiles eifersüchtig? Oder war es ihre Eifersucht, bestimmt ihre... warum sollte er eifersüchtig sein? Er hatte ja immerhin schon mehrere Freundinnen gehabt. Ehrlich zu antworten erschien ihr peinlich, mehr als peinlich, sollte er wissen, dass sie keinerlei Erfahrung hatte? Schließlich sagte sie Ja, aber weniger als "ein paar" meinte sie und ihr Herz brannte bei dieser Lüge. Niemand hatte sie so oft zum Lügen gebracht wie Stiles, und bei niemandem fühlte sie sich so schlecht wie bei Stiles er hat keinen guten Einfluss auf mich... murmelte sie zu sich selbst, so leise, dass man es nicht hören konnte, aber Stiles war ja nicht "man".

Stiles nickte bei ihrer Antwort knapp. Zwar hätte er an ihrem Herzschlag hören können, dass sie log, trotzdem wollte er das nicht so recht glauben. Wieso auch? Es wäre für ihn unrealistisch, zu hören, dass sie noch keinen Freund gehabt hatte - und dass es ihr erster Kuss gewesen war. Trotzdem, die nächsten Worte, die wahrscheinlich überhaupt nicht für seine Ohren bestimmt waren, hatte er nicht überhört. Leider. "Was?" fragte er und sah sie an. Man konnte sehen, dass er verwirrt und irgendwie geschockt war. Was sollte die Aussage auch? Wer hatte einen schlechten auf sie? Etwa er? "Was meinst du damit?" fragte er noch nach, den Kopf legte er dabei ein wenig schief. Vielleicht hatte er sie ja wirklich zum nachdenken gebracht mit dem, was er gesagt hatte. Genau wusste er es nicht, trotzdem, vielleicht würde sie es ja erklären - zumindest hoffte er es.

Was? fragte Fee verwirrt, erst jetzt wurde ihr klar, dass sie laut gesprochen hatte, obwohl laut das falsche Wort war, und dass Stiles es gehört haben musste. Wenn sie das jetzt erklären würde, müsste sie damit rausrücken, dass sie noch keinen Freund gehabt hatte, und das wollte sie auf keinen Fall. Also war die einzig logische Lösung: Leugnen, leugnen, leugnen! Ich hab doch gar nichts gesagt?! meinte sie und war etwas geschockt, wie leicht die Lüge dieses mal über ihre Lippen kam. Tatsächlich war ihrer Stimme nicht mehr anzuhören, dass sie nicht die Wahrheit sagte. Was ihr Herz anging konnte sie das natürlich nicht beurteilen... Feeline rutschte ein Stück von Stiles weg, wenn sie ihm zu nahe war und seine Wärme spürte, würde sie doch noch die Wahrheit sagen und dann würde Stiles sie nicht mehr interessant finden - falls er es denn überhaupt jemals getan hatte. Vielleicht sorgt dein Supergehör ja dafür, dass du dir manchmal einbildest etwas zu hören, wenn ich versuche etwas zu hören, höre ich ja auch etwas sagte sie ohne daran zu denken, dass das verletzend sein könnte - als ob Stiles versuchte alles zu hören.

Als Feeline leugnete, etwas gesagt zu haben, zuckte Stiles leicht mit dem Mundwinkel, als sie schließlich ein Stück wegrutschte, huschte sein etwas deprimierter Blick in Richtung Boden. "Hast du." murmelte er noch leise und hörte schließlich weiterhin zu. Ob ihr Herz vor Wut, Anspannung oder etwas anderem so heftig pochte, wusste er nicht, allerdings hatte er ohnehin das Gefühl, falsch zu liegen mit dem, was er dachte. Bei der nächsten Unterstellung schnellte sein Blick jedoch wieder hoch und er kniff beide Augen ein wenig zusammen. "Moment, was!?" meinte er, ließ den Mund leicht geöffnet, fast als würde er nicht die richtigen Worte finden. "Meinst du das ist schön, alles zu hören? Ich  meine-" Er brach ab, schüttelte den Kopf und runzelte ganz leicht die Stirn. "Ich habe Zeug gehört, das ich am liebsten vergessen würde aber nicht kann und du unterstellst mir, ich denke mir das alles aus?" Er stieß die Luft aus, fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und schloss kurz angestrengt die Augen. Es war fast so, als würden Teile eben dieser Dinge, die er nie hätte hören sollen, ihn wieder daran erinnern, wie manche Menschen über ihn redeten. Schön war wirklich anders. Na gut, ab und an waren auch mehr als amüsante Dinge darunter gewesen, die er sich am liebsten ausdrucken würde, doch manchmal waren es auch unangenehme Dinge gewesen - sehr unangenehme.

Ach, und was genau soll so ätzend daran sein? Immerhin bekommst du nicht mit wenn jemand leidet und LEIDEST dann selbst! Wenn jemand unglaublich traurig ist, spüre ich die Trauer, wenn jemand wütend ist bin ich auch wütend, wenn jemand Schmerz spürt, spüre ich auch Schmerz! Und du beklagst dich weil du ein paar Sachen hörst? Was kann man denn bitte hören, was so schrecklich ist? Feeline hatte sich in Rage geredet und gegen Ende beinahe geschrien. Sie wollte nicht streiten, aber es machte sie wütend, dass er scheinbar keine Ahnung hatte, wie schlimm es manchmal war die Gefühle anderer nicht nur zu kennen, sondern selbst zu fühlen. Und auch wenn sie sich denken konnte, dass es nicht immer schön war alles zu hören, was sollte denn jemand wie Stiles hören, was dermaßen schlimm war? Es tat ihr leid, dass sie so grob gewesen war, aber sie wollte ihre Worte auch nicht zurücknehmen.

Stiles rümpfte die Nase, als Feeline immer lauter wurde - und rutschte noch ein Stück von ihr ab. Seine Ohren brummten, immerhin schrie sie ihn jetzt auch schon fast an, was bei seinem Gehör nicht wirklich schön war. Na gut, er konnte nicht verneinen, dass es wirklich nicht schön war, dass Feeline sich scheinbar die Gefühle der anderen selbst aneignen musste, trotzdem, es hatte alles seine Nachteile - und dass sie glaubte, es könne nicht allzu schlimm sein, alles zu hören, konnte er nicht akzeptieren. "Einiges." antwortete er schlicht und zuckte mit den Schultern. Na super, als wäre dieser gesamte Streit nicht schon schlimm genug musste Feeline jetzt auch noch seine Traurigkeit spüren? "Er nervt, am besten lässt man etwas neben ihm explodieren, ich wünschte er würde endlich abhauen, wie schön es doch wäre wenn er stumm sein würde." zählte er ein paar von den Dingen auf, die ihm bereits zu Ohren gekommen waren, bevor er die Finger leicht knacken ließ. Den Blick hatte er ebenfalls auf seine Hände gerichtet. "Ich wünschte, er würde endlich mal die Klappe halten... und das ist bei weitem nicht alles." Er zuckte mit den Schultern, versuchte, zumindest äußerlich, alle Gefühle zu überspielen. "Also, warum bitte habe ich einen schlechten Einfluss auf dich?" Seine Stimme war wieder etwas energischer geworden, den Blick hob er ebenfalls wieder, um Fee anzusehen.

Fee schüttelte nach seinen Kommentaren den Kopf. Sie war einerseits erstaunt, dass er ihr so etwas sagte, aber wenn sie überlegte was man ihr schon alles an den Kopf geworfen hatte, schienen diese Aussagen nicht so schlimm. Mir wurde auch schon einiges an den Kopf geworfen, ich heul hier auch nicht rum! sagte Feeline nun bedrohlich leise. Sie spürte seine Trauer und all sein Gefühlschaos und es tat ihr nicht gut. Sie wollte nicht mit ihm streiten. Als er die Frage stellte, schluckte Feeline. Ich habe nichts dergleichen behauptet sagte sie und dieses mal hörte man wieder, dass es eine Lüge war, denn Feeline hatte gesehen, wie viel Lügen anrichten konnten. Jetzt log sie obwohl sie es nicht wollte. Bitte sagte sie flehentlich lass uns nicht streiten