Lehrerzimmer (EG)

das Eingangsposting lautete :

Der Zutritt zum Lehrerzimmer ist Schülern grundsätzlich verboten und natürlich wollen die Schüler auch eher weniger hier herein. Manchmal gibt es jedoch Ausnahmen, bei denen die Schüler entweder freiwillig, auf Bitten hin, oder weil sie sollen hier hin müssen. Im Lehrerzimmer gibt es einen großen, runden Tisch mit einem Platz pro Lehrer und ein Schwarzes Brett" für die Lehrer, hier gibt es Stundenpläne, einen Vertretungsplan, Pläne für die Klausuren und weiteren Lehrerkram. Dann gibt es noch ein kleines Abteil als Art "Küche": Kaffemaschiene, Wasserkocher, Spüle und sogar ein Kühlschrank stehen hier. Nach rechts geht es zum Foyer, nach links zu den Lehrerschlafräumen.

Grace lächelte. Sie glaubte ihm einerseits nicht, dass ihn überhaupt nichts störte, aber andererseits würde er wahrscheinlich sagen, wenn er wirklich etwas schwerwiegendes an ihr auszusetzen hatte, Gadreel sprach meist aus, was er dachte. Danke sagte Grace und zwinkerte zurück. Sie musterte den Dunkelhaarigen, die Merkmale, dass er ein Stück Wolf in sich trug waren nicht zu übersehen, aber das passte zu ihm. Er sah nicht schlecht aus, soviel war klar. Grace schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken loszuwerden.

"Kein Problem. Solange du die Sauerei danach aufwischst." Er zuckte mit den Schultern und einen Moment lang war nicht klar, ob er diese Drohung Egbert gegenüber ernst meinte oder nicht, ehe er amüsiert die Nase rümpfte und seine Aussage so entschärfte. Wobei, hundertprozentig sicher war er sich nicht. Vielleicht würde der etwas ältere Kollege es irgendwann schaffen, Gadreel dermaßen aufzuregen, dass dieser keine andere Wahl hatte, als ihm eine Lektion zu erteilen. Doch noch war er, wenn man beachtete, dass er eigentlich eher Realist war, recht optimistisch. Er tippte sich mit der Zungenspitze an den Eckzahn und sah kurz zur Tür, bevor er den Raum nach der Kaffeemaschine absuchte und schlussendlich zu eben dieser ging. "Auch einen?" fragte er an Grace gewand und nahm als zwei Tassen aus dem Schrank, eine davon stellte er unter die Maschine und betätigte den Knopf.

Danke. Gerne sagte Grace und ging auf ihren Platz zu, er war direkt vor der Kaffeemaschine, sodass sie mit dem Rücken zu Gadreel saß. Sie schob einen Teller mit Keksen von der Mitte des Tischs zwischen ihren und Gadreels Platz, dann nahm sie einen Schokokeks und biss hinein. Lecker...  wer hat diese Woche die Kekse gemacht? fragte sie nachdem sie heruntergeschluckt hatte und biss ein weiteres Mal ab. Jede Woche brachte ein anderer Lehrer Kekse mit, nur wenige weigerten sich, Eggi beispielsweise...

Gadreel kochte auch eine zweite Tasse Kaffee, bevor er beide zu seinem Platz trug, welcher direkt neben ihrem war. Eine Tasse schob er zu ihr, die andere nahm er selbst, bevor er einen Schluck davon trank und den Blick einen Moment lang durch das Lehrerzimmer gleiten ließ. "Ich weiß nicht. Ich war es jedenfalls nicht." meinte er und nahm sich ebenfalls einen Keks, von dem er einen Bissen nahm. Kurz stapelte er noch ein wenig die vielen Papiere und Bücher auf seinem Tisch, sodass es wenigstens ein wenig ordentlicher wurde, bevor er seine Aufmerksamkeit zurück auf Grace richtete. "Schokolade ist tödlich für Hunde." meinte er noch spaßeshalber und lachte kurz.

Grace blickte zurück und zog eine Augenbraue hoch. Du bist aber kein Hund sagte sie ernst. Sie hatte oft genug mitbekommen, wie der 25-jährige auf seine Wolfsgestalt reduziert wurde, aber er war immer noch eigentlich ein Mensch, auch wenn er sich - zugegebenermaßen - in einen Wolf verwandeln konnte. Abgesehen davon war sie Biolehrerin! Sie grinste herausfordernd Wirklich, soll ich dir mal Nachhilfe in Bio geben?! Wölfe und Hunde sind sich zwar ähnlich, aber sie sind nicht identisch, tatsächlich stammen Hunde von Wölfen ab, aber ein Wolf ist nicht das gleiche wie ein Hund, auch wenn es manchmal zu Kreuzungen zwischen ihnen kommt. Sie schwieg und schloss die Augen, der letzte Satz war ihr im Nachhinein etwas peinlich, aber sie hatte die erfahrung gemacht, dass es besser war sich nicht zu erklären, da es meist noch peinlicher wurde. Peinlich ist es nur, wenn man Peinlichkeit zulässt! schoss es ihr durch den Kopf.

Gadreel nahm noch ein paar Schlucke von dem Kaffee und sah Grace amüsiert an, bevor er leicht den Kopf nach vorn neigte. Natürlich war ihm klar gewesen, dass Wölfe und Hunde sich unterschieden, und das mehr, als manch einer glauben mochte, trotzdem war die Bemerkung seiner Kollegin amüsant. Außerdem, wenn er sich in einen Schosshund verwandeln würde, würde er sich ernsthaft Gedanken machen. "Wer von uns beiden weiß wohl mehr über Wölfe, mhm?" meinte er frech und hob beide Augenbrauen, bevor er seinen Blick und seine Aufmerksamkeit zurück auf den Kaffee und den Keks richtete, von dem er noch einen Bissen nahm. Und ein Hybrid, wie Grace es angedeutet hatte, war er auch nicht, weshalb die Schokolade unbedenklich für ihn war. Er trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte, was ein stetiges Geräusch verursachte, das er jedoch nicht beachtete.

Grace grinste Du könntest mir ja etwas über Wölfe beibringen. schlug die dunkelhaarige vor und blickte den 25-jährigen erwartungsvoll an, wie ein Schüler, der unbedingt eine Antwort auf eine Frage wollte. Sie zog die Augenbrauen hoch und lachte leise, wartete jedoch weiterhin auf eine Antwort des Halbwolfes neben ihr. Sie ließ ihn nicht aus den Augen und als er eine Weile nichts erwiedert hatte piekste Grace ihn in die Seite, etwas höher als die vorherigen Male. Er muss doch irgendwo kitzelig sein dachte sie dabei.

"Ach, was willst du denn wissen?" entgegnete Gadreel nach einigen Momenten des Schweigens, in denen Grace ihn schon wieder piekte. Er zuckte leicht zusammen, denn zugegebenermaßen war er wirklich ein wenig kitzelig, wenn auch nicht sonderlich viel - und Grace musste das ja nicht unbedingt wissen, weshalb er hoffte, sich nichts anmerken zu lassen. "Stell mir Fragen, ich bin für alles offen." meinte er noch, leerte seine Tasse und drehte sich in seinem Stuhl dann so, dass er seinen Arm auf seine Rückenlehne legen konnte. Die Beine streckte er leicht aus, während er darauf wartete, dass Grace antwortete. Es war schon lustig, wie locker er in der Gegenwart der Rektorin war, wo er doch in Daniels Anwesenheit zum Beispiel recht angespannt war - wobei Daniel auch irgendwie darauf aus war, ihn zu ärgern.

Grace triumphierte heimlich, sie hatte bemerkt, dass Gadreel bei ihrem Pieksen zusammengezuckt war. Dann lehnte sie sich zurück und schloss die Augen, als würde sie überlegen. Was geht im Inneren eines Wolfes vor? Was denkt er? Worauf basieren seine Handlungen? Und vor allem: Wie zeigt er Zuneigung? fragte sie und öffnete eines ihrer Augen, um Gadreel mit forschendem Blick anzusehen. Das musste sehr seltsam aussehen, aber was kümmerte sie das schon?

Gadreel grinste bei ihren Fragen und zuckte mit einer Augenbraue, als sie ihn mit einem Auge forschend ansah. Bevor er antwortete, lehnte er sich leicht nach vorn und stützte sich mit den Ellenbogen auf die Knie. "Gute Fragen." Er nickte und redete anschließend weiter. "Ein Wolf ist ein Rudeltier, klar, deswegen der ausgeprägte Beschützerinstinkt. Das Denken hängt immer mit der Situation zusammen, ebenso wie das Handeln in bestimmten Situationen. Bei der Jagd ist er sehr konzentriert, präzise, im Rudel entspannter. Einzelgänger sind meistens eher... mh, scheu würde ich sagen, ganz im Gegensatz zu den Alphawölfen." Er grinste kurz, bevor er auf die letzte Frage antworten. "Indem sie die beschützen und eine unmittelbare Nähe dulden." Er zwinkerte, tippte sich erneut mit der Zungenspitze an den Eckzahn und wartete ab.

Wie aus einem Lehrbuch zitiert... nörgelte Grace scherzhaft und sie öffnete das zweite Auge. Wie wäre es mit Informationen, die mir nur ein echter Wolf geben kann? fragte sie. Neugierig beobachtete Grace jede Reaktion von Gadreel.Oder - das ist vielleicht einfacher - Informationen über einen bestimmten Wolf? fragte sie dann scheinheilig. Sie war eigentlich von Anfang an darauf aus gewesen, mehr über Gadreel zu erfahren, dies war doch eine gute Gelegenheit - und wesentlich stilvoller als seine Sachen zu durchwühlen.

Gadreel entgegnete Grace' Blick amüsiert, als sie sich spaßeshalber über seine Antwort beschwerte. Er zuckte daraufhin nur mit der Schulter und hörte ihr weiterhin zu. Bei ihrer Frage legte er leicht den Kopf schief, wirkte dabei aber mehr, als würde er abwarten, als würde es ihn überraschen, als sie es dann eindeutiger machte, stahl sich ein Grinsen auf seine Lippen und er knetete die blassen Hände leicht. "Alles was du wissen willst, Grace." meinte er noch, bevor er nach seiner Kaffeetasse griff und aufstand, um sich einen neuen Kaffee zu kochen, was er kurz darauf auch schon tat. Es wunderte ihn leicht, was Grace fragen würde, dennoch war er offen zu Personen, die er leiden konnte - und die Kollegin gehörte definitiv dazu. Mit der gefüllten Tasse setzte er sich zurück auf seinen Platz, den Blick aufmerksam auf Grace ruhend.

Gut... dann erzähl doch mal deine Fähigkeitenstory. Also wann du von deiner Fähigkeit erfahren hast, wie du gelernt hast sie zu kontrollieren - die Schule gibts immerhin noch nicht so lange -  wie du dich gefühlt hast und was Bekannte und Familie dazu gesagt haben und einfach alles was mit deiner Fähigkeit zu tun hat. meinte Grace und wandte ihre volle Aufmerksamkeit nun Gadreel zu. Natürlich konnte es auch sein, dass er ihr nicht antworten würde, dass er ihr einfach keine Antwort geben wollte oder dass er sogar sauer werden konnte, aber sie rechnete nicht damit, da sie sich gut mit ihm verstand, dennoch hatten sie zuvor noch nie über so etwas geredet, weil es etwas sehr persönliches war, und oft mit schlechten Erinnerungen verbunden...

Gadreel wartete noch einen Moment und biss sich auf die Lippe, bevor er leicht mit den Schultern zuckte und Grace ansah. Das war wirklich eine berechtigte Frage, denn die Vergangenheit von Menschen, wie sie es waren, war schon immer interessant gewesen - noch dazu sah man Gadreel seine Fähigkeit ja gewissermaßen an, was zu Problemen hätte führen können, und es auch getan hatte. Bei der Erinnerung runzelte er leicht die Stirn, fing schließlich aber einfach an, zu erzählen. "Mhm..." Es klang schon fast wie ein Knurren, das er ausstieß, jedoch war das fast schon zur Angewohnheit geworden. "Eigentlich hab ich schon immer gewusst, dass mit mir etwas, naja, nicht stimmt. Und andere meinten das auch. Als Kind hatten andere Angst vor mir, sagten ich hätte seltsame Augen, Fangzähne und der ganze Kram. Aber die erste, richtige Verwandlung erlebte ich erst mit 14 und ab da... ging so ziemlich alles den Bach runter. Meine Eltern schickten mich in eine Schule für-" Er zeichnete mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft, "-Schwererziehbare Kinder." Ein kurzes Lachen konnte er sich nicht verkneifen, allerdings klang es eher bitter, als wirklich amüsiert. "Als ob. Jedenfalls bin ich dort fast regelmäßig ausgeflippt, hab Leute angegriffen, mich aber nicht vor aller Augen verwandelt... Nicht ganz. Die anderen haben alle nicht verstanden, was es mit den Bisswunden auf sich hat. Mit 15 bin ich dann ausgebrochen, zu meinem Bruder gezogen, der so ziemlich der einzige war, der mich nicht für einen Freak hielt. Und keine Ahnung, ich lernte, mich darauf zu konzentrieren, die Aggressivität nicht direkt auf meinen Körper zu leiten." Er stoppte, zuckte nur mit einer Augenbraue und dachte kurz nach, ob er etwas vergessen hatte. Ob er jemanden getötet hatte oder nicht, hatte er ganz bewusst ausgelassen. "Das war eigentlich alles interessante. Wie siehts bei dir aus?"

Grace schloss einen kurzen Moment die Augen und vor ihren Augen spielte sich die ganze Geschichte erneut ab. Die ersten vier Jahre meines Lebens verliefen normal, bis auf die Tatsache, dass ich mich zu Feuer, Wasser, Erde und Luft gleichermaßen hingezogen fühlte, aber wirklich kontrollieren konnte ich noch nichts. Dann, mit vier Jahren, hatte ich kleine Aussetzer. Ich stampfte mit dem Fuß auf vor Wut und ein kleines Beben erschütterte den Raum, ich gestikulierte und stellte kleine Wirbelstürme her, ich fuchtelte in der Luft herum und es erschienen Wellen oder ich ballte die Hände zu Fäusten und sie wurden von Feuerkugeln umrundet. Grace hatte die einzelnen Sachen zur Demonstration nachgemacht. Ich hab das nicht verstanden - ich war ja erst vier - und meine Eltern hatten auch keine Erklärung dafür. Sie fanden mich gruselig und haben.... und haben mich ausgesetzt, sie fuhren mit mir in einen Wald und plötzlich war ich allein, ich hatte Glück, dass mich jemand fand und in Waisenhaus brachte, meine Eltern wurden nie gefunden und mit der Zeit lernte ich meine Kräfte zu kontrollieren. Mit 11 kam ein Mann und nahm mich mit, er kümmerte sich um mich und zog mich groß. Er hatte auch eine Fähigkeit, mein Vater - ja für mich ist er mein Vater - kann Lügen erkennen. Sie nickte zum Abschluss, das war ihre Geschichte. Hast du mal andere verletzt? fragte sie dann, sie war sich sicher, dass er mal jemanden verletzt hatte, sie hatte ja auch häufiger Leute verletzt.

Gadreel nickte bei ihrer Erzählung. Er konnte sich zwar nicht hundertprozentig vorstellen, wie Grace sich fühlen musste, dennoch war es ein leichtes zu erraten, dass es kein gutes Gefühl sein konnte - denn wenn man das ganze mal so betrachtete, hatten Gadreel's Eltern sich im Gegensatz zu denen von Grace wenigstens noch gehofft, ihm "helfen" zu können, auch wenn die Definitionen von Hilfe ja da in andere Richtungen gingen. Mit der folgenden Frage hatte er allerdings nicht gerechnet und es war ihm recht angenehm, weshalb sich sein Gesichtsausdruck etwas verhärtete und er einige Herzschläge lang abwesend wirkte. "Ich, ähm..." begann er, unterdrückte eine Art Zittern und rümpfte die Nase. "Ja, aber ich weiß wirklich nicht, ob ich darüber reden will." Wenn es einen Fixpunkt in seiner Vergangenheit gab, dann dieser. Immerhin war dieser eine Vorfall praktisch das gewesen, was ihn dazu motiviert - oder gezwungen hatte - sich zu kontrollieren. Zwar sah er sich inzwischen nicht mehr als Monster und war sogar recht stolz auf das, was er konnte und war er war, dennoch gab es eine Zeit, in der er nicht wusste, wie er damit hatte umgehen sollen. Er senkte den Blick, als wolle er Grace Augen ausweichen, was ja auch gewissermaßen der Fall war.

In Ordnung sagte Grace, sie wollte seine Entscheidung aktzeptieren. Also ich habe mit 14 einmal einem Mädchen aus meiner Klasse wehgetan, inzwischen schäme ich mich dafür, aber ich war damals so wütend. Sie war das Mädchen, das mich immer gemobbt hat, die beliebteste, es war allgemein bekannt, dass ich seltsam war, aber dieses ein Mal hat sie es zu weit getrieben. Sie wusste in wen ich damals verknallt war und hat den Jungen damals angestiftet ein Treffen zu vereinbaren. Ich sollte eine Augenbinde tragen, sie haben mich einen Frosch küssen lassen und die ganze Klasse hat zugesehen, da hab ich das Mädchen angegriffen und sie musste eingewiesen werden, ich musste die Schule wechseln. Dann mit 19 habe ich angefangen zu recherchieren wer meine Eltern waren, als ich eine Spur hatte habe ich nach ihnen gesucht und meine Mutter gefunden, sie waren inzwischen getrennnt und ich war so außer mir, dass ich... ich habe sie ziemlich schlimm zugerichtet... sie ist jetzt blind und stumm und wird sich nie wieder erholen... Grace nahm einen großen Schluck Kaffee Ich shäme mich so sehr dafür, aber ich habe einfach die Kontrolle verloren...

Gadreel kratzte sich bei Grace' Erzählung leicht am Hinterkopf und beobachtete die 24-Jährige. Es schien ihr zwar nicht leicht zu fallen, das zu erzählen - was Gadreel nachvollziehen konnte - trotzdem schien sie nicht völlig in der Vergangenheit zu leben, was der Fehler vieler war. Es war leichter gesagt als getan, mit Dingen abzuschließen, was war ihm klar und er selbst hatte auch nicht völlig abgeschlossen. Trotzdem, Grace hatte ihm genug Vertrauen entgegengebracht und ihm von ihrer Geschichte erzählt, sodass es nur fair wäre, ihr auch alles von seiner zu erzählen. "Nun ja... Mit 18 habe ich meinen Bruder angegriffen." fing er schließlich an und runzelte die Stirn, mit den bläulich werdenden Augen fixierte er einen Punkt am Boden. "Ich kann verstehen, wie du dich fühlen musst. Nur hat er nicht überlebt." Er sog die Luft ein und ließ die Hand aus seinem Nacken gleiten. Ihm war klar, dass das nicht wieder passieren würde, trotzdem war es nichts, woran er sich wirklich erinnern wollte - vorallem, da sein Bruder damals der einzige gewesen war, den er gehabt hatte. "Aber wir haben alle Fehler gemacht und jetzt ist nicht die Zeit, Trübsal zu blasen, nicht?" meinte er anschließend und sah Grace fest an.

Grace war für einen Moment geschockt, dann hatte sie Mitleid mit Gadreel. Wie... wie ist es dazu gekommen? fragte sie und bemühte sich einen nicht allzu mitleidigen Blick aufzusetzten, denn sie war sich nicht sicher, wie ihr Kollege so etwas auffassen würde. Mitgefühl, das war okay, aber er wollte mit Sicherheit kein Mitleid. Ja, sie hatte auch Fehler gemacht - und sie war nicht einmal sicher, ob sie heute anders handeln würde. Bei Gadreel war sie sich sicher -  heute würde er seinen Bruder nicht mehr angreifen.

Gadreel sog die Luft lautstark durch die Nase ein, ehe er auf Grace' vorsichtig gestellte Frage antwortete. "Ich hatte Angst." fing er an und runzelte leicht die Stirn, als wolle er die Gedanken zurückhalten, was jedoch so gut wie unmöglich war. "Es war Abends, und irgendwer hatte Wind davon bekommen, dass ich bei meinem Bruder lebte. Ich bin ausgeflippt, auf ihn losgegangen und... die Wunden waren zu tief, er hätte nicht einmal den Weg in das Krankenhaus überlebt." Einen Moment lang schwieg Gadreel einfach, ehe er ein Knurren ausstieß und aufstand. In einer flinken Bewegung drehte er sich um und lief nervös auf und ab. Wolfstypisch eben. "Danach bin ich abgehauen." murmelte er noch und schüttelte anschließend den Kopf. Unbewusst spannte er die breiten Schultern an, wirkte allgemein etwas unruhig, doch das war bei ihm eigentlich schon nichts neues mehr.

Grace satnd auf und klopfte Gadreel beruhigend auf die Schulter. Ich glaube, dass er dir verzeihen würde sagte sie ehrlich. Nach allem, was Gadreel ihr erzählt hatte, hatten sich die Brüder sehr geliebt. Grace machte mit einem Schnippen den Kamin in der Ecke aus - sie wusste nicht, warum er überhaupt an war, es war immerhin Sommer! Sie versuchte die Stimmung etwas aufzulockern und lächelte Gadreel aufmunternd an.

Gadreel spannte die Schultern etwas mehr an, als Grace ebenfalls aufstand, allerdings beruhigte er sich innerlich etwas. "Ich hoffe es." meinte er nur mit tiefer Stimme als Antwort, ehe er den Blick auf den Boden gleiten ließ und sich schließlich zu Grace umdrehte, um sie anzusehen. Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er sie ansah. "Danke für alles." fügte er noch ohne jede Erklärung hinzu, doch seine Kollegin würde mit Sicherheit wissen, was er meinte. "Genug Trübsal geblasen." Er zwinkerte, schob das Thema und die schlechte Laune somit zur Seite, auch wenn er noch ein wenig verspannt war. Doch das würde mit der Zeit vergehen. Sein Blick schnellte zu dem Kamin und er kniff kurz die hellen Augen ein wenig zusammen, als er die Hitze im Raum spürte, allerdings sagte er dazu nichts.

(ich hab den grad aus gemacht ;) )
Grace folgte Gadreels Blick. Weißt du warum der an war? Als ich zu Stiles gegangen bin, war er doch noch aus... fragte Grace. Vielleicht hatte es etwas mit Danniel zu tun gehabt, Grace wusste, dass er Hitze um sich erzeugen konnte, dass war zwar etwas krass, aber sie fand die Fähigkeit nicht so besonders, schließlich konnte er die Temperatur danach nicht kontrollieren.

Gadreel zuckte leicht mit den Schultern. "Danniel hat den Raum vorhin ziemlich gekocht, vielleicht lag es daran." antwortete er nur, warf Grace dann allerdings einen amüsierten Blick zu. "Vielleicht bin ich auch einfach zu heiß." Mit einem kurzen, tiefen Lachen entschäfte er seine Aussage und wand sich mit einem belustigten Kopfschütteln ab. "Also vermutlich Danniel." Sein Blick glitt erneut prüfend zu dem Kamin, fast als wolle er sicher gehen, dass er nicht noch einmal angegangen war, was allerdings nicht der Fall war. "Ist dein Durst nach Wissen jetzt eigentlich gestillt?" fragte er noch nach, klang dabei jedoch keinesfalls nachtragend oder genervt.

Grace grinste über Gadreels Aussage. Tja, tatsächlich wird's in deiner Gegenwarte etwas heißer meinte sie und zwinkerte danach. Auf seine nächste Frage schüttelte sie den Kopf und sog scharf Luft ein, als wäre jetzt ein ernstes Thema dran. Nein, ehrlich gesagt nicht... meinte sie und blickte ihren Kollegen sehr mitleidig an ich muss wissen, ob du sie zwickte ihn in die Seite, als sie fortfuhr kitzelig bist. Grace grinste frech und piekste noch einmal zu.